Nachruf Pastor em. Bernd J.P. Kähler
Am Mittwoch, den 24. September 2025 ist Pastor i.R. Bernd J.P. Kähler nach langer Krankheit gestorben. Zuletzt konnte er ihr nicht mehr standhalten. In die wechselvolle Geschichte unserer Gemeinde hat er sich gleich zweimal eingetragen. Im Mai 1977 kam er in turbulenter Zeit (am Widerstand gegen das AKW Brokdorf waren auch viele Christinnen und Christen beteiligt) als dritter Pastor in die damalige St. Johannis-Gemeinde. Pastor Hennicke verließ die Gemeinde nur wenig später, und Pastor Arndt zog es schon im Sommer 1979 weiter nach Altona. Pastor Kähler wusste sich beide Male zu helfen. Er überzeugte Pastor Vogt (1979 – 2002), nach Harburg zu wechseln, und Pastor Bollmann (1980 – 1984), unter Verzicht auf das Pastorat in Harburg zu bleiben. Damit hatte er bereits eine seiner Stärken gezeigt: Menschen ansprechen und sie zum Mittun motivieren.
Früh zeigte er sich interessiert an einem gelingenden Zusammenleben im „Schmelztiegel Harburg“, begleitete die gemeindliche Schularbeitenhilfe für Kinder mit einem fremdsprachlichen Hintergrund und ermöglichte jungen engagierten Kriegsdienstverweigerern, in den Gemeinderäumen das FRIZ (Friedenspolitisches InformationsZentrum) aufzubauen, um KDV-Beratung und friedenspolitische Bildungsarbeit zu betreiben. Und er besuchte die Menschen, zeigte ihnen sein Interesse an ihren Erfahrungen, nahm sie an, wie sie waren, und konnte sie so häufig zur Mitarbeit in der Gemeinde gewinnen. Doch schon nach knapp sechs Jahren folgte er dem Drang nach Veränderung und übernahm die Aufgabe eines Studierendenpfarrers in Düsseldorf – eine wahre Herausforderung für jemanden aus der norddeutschen Tiefebene mit plattdeutschen Wurzeln.
Die alten Kontakte wurden weiter gepflegt. Und siehe: nach acht Jahren zog die Familie Kähler wieder in ein Pastorat in der Bremer Straße ein. Nun sollte er bis zum Ruhestand in St. Johannis bleiben. Ein neuer Anfang in der Zusammenarbeit mit den Pastoren Vogt und Brandes, Diakon Wagner u.a. versprach Spannendes. An der Freude, Gemeindeglieder zu besuchen, konnte er anknüpfen. Vieles in der Gemeinde aber war anders geworden. Er erlebte den Neubau des Gemeindesaals und, nach dem Ausscheiden von Pastor Vogt, als Vorstandsvorsitzender das Zusammenwachsen der beiden Innenstadtgemeinden zu St. Trinitatis (2006), was ihm Pastorin Kaiser-Reis als neue Kollegin bescherte.
Aus dieser, seiner 2. Phase, die immerhin über 17 Jahre währte, sind der Gemeinde die Arbeit mit den Pfadfinderinnen und Pfadfindern und die Beteiligung am Weltladen Harburg geblieben. Beide Projekte arbeiten inzwischen recht selbstständig. Auch im Ruhestand ist er ihr Begleiter geblieben. Den Weltladen hat er in eine auch rechtlich eigenständige Struktur überführt. Er nahm noch zehn Tage vor seinem Tod an der Jubiläumsveranstaltung „10 Jahre in der Hölertwiete“ teil. Andere Aktivitäten aber blieben auf seine Zeit als Gemeindepastor begrenzt, so die Wandergruppe, die auch ihm die notwendige Bewegung verschaffte, und die Segens-Gottesdienste am Freitagabend, die in den Anonymen-Gruppen gut angenommen wurden, mit denen er aber auch Widerspruch bei anderen in der Gemeinde hervorrief.
Der Trauerfeier lag ein Wort aus dem Römerbrief des Apostels Paulus zugrunde, das - so der Tenor dort in der Langenbeker Friedhofskapelle - von ihm in seiner Arbeit und in seinen privaten und politischen Kontakten (er hatte sich im Ruhestand in die Bezirksversammlung Harburg wählen lassen) gelebt wurde: „Nehmt einander an, wie euch Christus angenommen hat zu Gottes Ehre.“ Man musste nicht mit allem einverstanden sein, was er initiiert hat, und man musste nicht immer einer Meinung mit ihm sein. Den Respekt aber, den er anderen entgegengebracht hat, den hatte er auch zu Recht für sich erwarten können. Pastor Kähler hat auf seine Art viel für die Kirche in Harburg getan. Er hinterlässt seine Frau Heidi und seine drei Kinder mit Familien.
J.F. Bollmann, Propst em.