Neue Straße 44 in Hamburg-Harburg: Kirchlicher Standort von 1650- 2023
Mit dem Entwidmungsgottesdienst am 16. September 2023 ging die kirchliche Nutzung des Gebäudeensembles in der Neuen Straße 44 in Hamburg-Harburg zu Ende.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gäste, liebe Gemeinde,
als Kirchengemeinde verabschieden wir uns heute nicht nur von einem Gebäude, sondern auch von einem Ort, der seit Mitte des 17. Jahrhunderts in kirchlichem Besitz war. Damals kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde hier die alte Dreifaltigkeitskirche an Stelle der (jüngeren) Marienkirche im Harburger Binnenhafen gebaut. Diese - damals gerade mal 50 Jahre alte Kirche - musste im Zuge des Ausbaus der Harburger Festung wie auch andere Häuser abgebrochen werden.
Der kolorierte Stich, den ich in der Hand halte, zeigt die alte barocke Kirche, die dann im November 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Glücklicherweise konnte ein Teil des Inventars gerettet werden. Das Grundstück wurde wie in solchen Fällen üblich enteignet und geräumt. Nach dem Krieg wurde ein Kinderspielplatz, an den sich vielleicht einige von Ihnen noch erinnern, mitten im ehemaligen Kirchenschiff eingerichtet. Die Gemeinde hatte in der Dreifaltigkeitskapelle in der Hölertwiete ihren neuen Gottesdienstort. 1949 wurde sie vom damaligen Hannoveraner Bischof Lilje geweiht. In seiner Predigt bezog er sich auf zwei Verse aus einer Geschichte aus dem ersten Buch Mose. Jakob war erschöpft im Niemandsland der Wüste eingeschlafen und hatte im Traum eine Vision, die Himmelsleiter mit den auf- und absteigenden Engeln gesehen.
Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. 1. Mose 28, 16 + 17
Ich weiß nicht was Bischof Lilje damals der Gemeinde mit auf den Weg gegeben hat. Ich finde diese Verse Mut machend. Denn sie erinnern daran, dass egal wo Menschen zum Gottesdienst zusammenkommen, der EWIGE EINE da ist und der Ort damit zum Haus Gottes wird. Dieses Haus muss nicht unbedingt Wände und Dach haben. Und natürlich kann es auch eine Baustelle sein.
So ganz zu Herzen genommen hatte es sich der damalige Kirchenvorstand den Sinn dieser Verse wohl nicht, denn er arbeitete in den nächsten Jahren intensiv daran, dass wie auch in der damaligen Nachbargemeinde St. Johannis wieder ein repräsentativer Kirchbau entstehen sollte. Dagegen gab es im Kirchenkreis Harburg durchaus Bedenken. Die Notwendigkeit einer zweiten großen Kirche in der Innenstadt von Harburg wurde in Zweifel gezogen. Letztlich konnte sich aber der Kirchenvorstand mit seinem Wunsch durchsetzen.
Die Grundsteinlegung feierte man am 17. Juni 1962. Die Kupferkassette mit der Urkunde befindet sich hinter dem Stein mit dem XR Zeichen hinter dem Altar. XR - das Zeichen für Christus erinnert an einen Vers aus dem ersten Korintherbrief: Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1. Kor 3,11
Auch dieser Vers weist deutlich über alles Materielle hinaus und erinnert an die geistige Dimension christlicher Kirche, die ihren Grund in Jesus Christus jenseits von Gebäuden, Konfessionen und Zeiten hat.
Ich habe hier eine Kopie der Urkunde über die Grundsteinlegung. In der Kassette, so ist es überliefert, sind außerdem ein Messtischblatt der Flutkatastrophe 16./17.02.1962, eine Tageszeitung und Münzen der damaligen Währung. Nach knapp eineinhalbjähriger Bauzeit wurde die neue Dreifaltigkeitskirche dann im November 1963 geweiht. Der Campanile-Turm wurde drei Jahre später 1966 gebaut.
Mein dritter Gegenstand ist dieser kleine Silberkelch. Ein Kelch, der bei der Abendmahlsfeier eingesetzt wird, auch heute. Der aber auch für Veränderungen steht. Er wurde zusammen mit anderem liturgischen Gerät 1971 hier aus der Kirche gestohlen. Die Diebe nahmen gleich den ganzen Tresor aus der Sakristei mit, sicher, weil er sich an Ort und Stelle nicht so einfach öffnen ließ oder sie ihr Schweißgerät nicht mit dabeihatten.
Für Diebesgut gibt es eine dreißigjährige Frist in der die ursprünglichen Eigentümer noch rechtliche Schritte einleiten können. Knapp vor Ende dieser Frist im Jahre 2000 tauchte der Kelch in einem Auktionskatalog auf und die Gravur Harburg 1698 ließ jemanden hellhörig werden. Am Ende konnte die Kirchengemeinde den Kelch vom damaligen Besitzer für 4.500 DM zurückerwerben und seit Mitte 2001 war er wieder im Einsatz beim Abendmahl.
Ein paar Jahre später nach der Fusion der beiden Innenstadtgemeinden Dreifaltigkeit und St. Johannis haben wir im Januar 2007 unseren letzten normalen Sonntags-Gottesdienst in der Kirche gefeiert – als Wandergottesdienst. Begonnen in der Dreifaltigkeitskirche spazierten wir alle zusammen mitsamt dem Kelch nach St. Johannis und feierten dort den Gottesdienst weiter, mit Abendmahl natürlich.
Seitdem ein Aufbruch in Raten, gefeiert wurden hier Sondergottesdienste und Konzerte der Kirchengemeinde bis 2013. Ich erinnere an das besondere Projekt Hamburger Klangkirche. Dazu passt die Jahreslosung aus dem Jahr. Sie steht im Hebräerbrief: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13, 14)
Derweil bemühte sich der Kirchengemeinderat über viele Jahre mit Unterstützung des Kirchenkreises Hamburg-Ost, später des Bezirkes Harburg der Stadt Hamburg für das Kirchgebäude eine neue Nutzung zu finden.
Schließlich konnte im Dezember 2021 der Kaufvertrag unterschrieben werden im Namen der Kirchengemeinde Harburg-Mitte.
Ein langer Prozess ist zu Ende. Abschied nehmen ist angesagt nach Trauer und Loslassen. Mein Symbol für diesen Prozess der Transformation ist das Schloss vom Bauzaun. Die Kirchengemeinde hatte einen im letzten Jahr um das Gebäude herumstellen lassen, er wurde Ende August abgebaut und ersetzt durch einen neuen, hinter dem sich nun tatsächlich eine Baustelle befindet und nicht nur ein leeres Gebäude, das gefährdet durch Vandalismus ist.
Wir gehen von einer Kraft zur anderen, heißt es im eingangs zitierten Psalm 84. Ja, das tun wir. Und das haben Menschen vor uns auch schon getan. Gerade in Harburg. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein Ackerbürgerstädtchen, dann nahm die industrielle Revolution Fahrt auf und die Einwohnerzahl schnellte in die Höhe. Viele Neubürger siedelten sich an, nicht nur evangelische. Davon zeugen die beiden katholischen Kirchen in Harburg. Inzwischen sind wir als evangelisch-lutherische Christ*innen eine Minderheit. Ein religiöser Player im Konzert der christlichen Konfessionen, der Muslime, der Hindu, um nur die Religionen zu nennen, die sich hier auch inzwischen verortet haben. Und dieses Gebäude, in diesem Jahr 60 Jahre alt, geht nicht etwa in den Ruhestand, sondern der Umbau zu einer KiTa ist im Gange.
Mein letztes Symbol ist diese Kinderbibel. Denn es wird im Herbst nächsten Jahres nicht nur eine Kindertagesstätte geben, sondern es soll auch eine Kinderbibliothek eingerichtet werden. Nachher werde ich diese Kinderbibel dem Vertreter des neuen Eigentümers, der heute nicht dabei sein kann, übergeben. Sie findet dann hoffentlich einen Platz zwischen Bilderbüchern, Sachbüchern und Vorlesebüchern. Die Kenntnis biblischer Geschichten hängt nicht daran, ob man christlich ist oder nicht. Denn sie gehören auf jeden Fall zur Kulturgeschichte unseres Landes.
Kinder haben ein großes Privileg, sie wohnen im Haus der Zukunft, und wie wir hoffen, werden sie auch im christlichen Haus der Zukunft wohnen. Amen
Sabine Kaiser-Reis, 16.09.2023
Die (neue) Dreifaltigkeitskirche in Hamburg-Harburg wurde 1962/63 nach Plänen des Architektenehepaars Friedrich und Ingeborg Spengelin auf dem Grundstück des Vorgängerbaus errichtet und am 10.11.1963 vom Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche Hans Lilje eingeweiht. Der Glockenturm wurde einige Jahre später 1966 als Campanile erbaut.
Der Vorgängerbau, die alte Dreifaltigkeitskirche, auch Große Kirche oder Stadtkirche genannt, wurde am 12. November 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Man konnte jedoch einen Teil des barocken Inventars retten. Einige ausgesuchte Stücke wurden später Inventar der neuen Dreifaltigkeitskirche. Der ebenfalls geborgene Barockaltar wurde in den 1950er Jahren geteilt und kam als Inventar in die St. Johanniskirche in Curslack und die Kreuzkirche in Wilhelmsburg.
Der Kirchturm stand zunächst noch. Wegen der starken Beschädigungen wurde behördlicherseits (vom Gauleiter der Stadt Hamburg) die Sprengung angeordnet, und am 24. November 1944 wurde der Turm aus Sicherheitsgründen gesprengt. Das Trümmergrundstück wurde – wie in solchen Fällen üblich – vorübergehend enteignet.
Die Gemeinde feierte ihre Gottesdienste in Räumen der Superintendentur, Hölertwiete 9, wo in den Jahren 1947- 49 die Dreifaltigkeitskapelle als Neubau errichtet wurde.
Das Trümmergrundstück wurde begradigt und innerhalb der Grundmauern der alten Kirche entstand 1950 ein Kinderspielplatz. Das Westportal der alten Kirche war einigermaßen erhalten geblieben und wurde stehen gelassen.
Der Kirchenvorstand arbeitete in den nächsten Jahren daran, dass wie auch in der damaligen Nachbargemeinde St. Johannis Harburg (Bau der neuen St. Johanniskirche 1952-54), wieder ein repräsentativer Kirchbau entstehen sollte. Dagegen gab es im Kirchenkreis Harburg durchaus Bedenken und die Notwendigkeit einer zweiten großen Kirche in der Innenstadt von Harburg wurde in Zweifel gezogen. Letztlich konnte sich der Kirchenvorstand aber mit seinem Wunsch durchsetzen. Er beschloss am 14. Juni 1957 ein Bauproramm und ein beschränkter Wettbewerb mit sieben Teilnehmenden wurde durchgeführt.
Den ersten Preis erhielt am 8. Juli 1958 das Büro Atmer & Marlow, Dipl. Ing. Pempelfort wurde mit dem zweiten Preis und das Büro Spengelin mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Der Kirchenvorstand folgte dann aber nicht der Empfehlung des Preisgerichts, sondern wählte den Entwurf der Spengelins aus. Wahrscheinlich sprach für diesen Entwurf, dass ein Gemeindesaal mitbedacht war und das alte Westportal des Vorgängerbaus im Entwurf mit einbezogen war. Nach Überarbeitung des Wettbewerbsentwurfes wurde dem Büro Spengelin der Bauauftrag erteilt und mit dem Bau der neuen Kirche am 19. Januar 1962 begonnen.
Von der Neuen Straße aus gesehen steht vorne links der ca. 30 Meter hohe freistehende Glockenturm aus Beton. Auf Höhe der Glockenstube ist er an der südlichen und nördlichen Seite mit einer Holzbeplankung ausgestattet. Die Glockenstube beherbergt das Geläut. Es sind 5 Glocken, eine davon (die große, alte) stammt aus dem Vorgängerbau, die vier anderen Glocken sind von der Firma Rincker auf die alte Glocke abgestimmt Anfang der 60er Jahre gegossen worden.
Rechts vom Glockenturm etwas von der Straße zurückgesetzt steht das Westportal der alten Dreifaltigkeitskirche. Der steinerne Torso einer Christusfigur ist vor ein paar Jahren abgenommen worden, da absturzgefährdet, und in der Seitenkapelle unter der Orgel in der Kirche eingelagert.
Tritt man durch dieses Portal steht man auf dem Vorhof der Kirche.
Gerade aus steht das als Kubus (Betonskelett und Ziegel) errichtete Kirchenschiff mit dem Haupteingang. Links von der Kirche befindet sich das ehemalige Küsterhaus, ein einstöckiger Kubus.
Auf der rechten Seite steht der Kubus des Gemeindehauses. Von dort aus gibt es einen weiteren Eingang in die Kirche. Das Gemeindehaus hat Anfang der 80er ein weiteres Stockwerk erhalten. Dieser erste Stock steht auf Stelzen, die außen am Gebäude verteilt, die Last des Stockwerks tragen. Mit Planung und Durchführung wurde das Büro Spengelin betraut.
Alle Gebäudeteile sind mit einem Flachdach ausgestattet. Auf dem Kirchenschiff befindet sich eine rautenförmige Laterne mit umlaufendem Lichtband. Diese ist - von innen aus gesehen - oberhalb der Fläche vor dem Altarraum der Kirche.
Von außen hat der Bau scheinbar keine Fenster, mit Ausnahme des unter der Traufe umlaufenden Lichtbandes. Auf der rechten Seite oben befindet sich ein Betonrelief, das die heilige Dreifaltigkeit symbolisiert, ein Entwurf der Bildhauerin Barbara Haeger, die auch noch andere Kunstwerke für die neue Dreifaltigkeitskirche entworfen hat.
Betritt man die Kirche durch den Haupteingang im Westen öffnet sich der Raum auf beiden Seiten hin zu den ummauerten Seitenhöfen. Höfe und Kirchenschiff sind nur durch bodentiefe Fenster getrennt.
Im nördlichen Seitenhof wächst eine Zeder, stehen zwei alte Glocken (aus dem Vorgängerbau) und befindet sich ein Betonrelief an der Außenwand des Hofes, das auf Mitglieder der ehemaligen Harburger Herzogsfamilie verweist, die unter der alten Dreifaltigkeitskirche in der sogenannten Fürstengruft bestattet waren.
Der südliche Innenhof weist keine Besonderheiten auf, mit Ausnahme einer von hier aus zugänglichen Klettervorrichtung, die zum Dach der Kirche führt.
Das Kirchenschiff erreicht man über eine Treppenanlage, die nach unten führt. Die nördliche Kirchenwand oberhalb der Fensteranlage ist mit drei barocken Epitaphen ausgestattet, die an zwei ehemalige Superintendenten bzw. einen Generalsuperintendenten Harburgs erinnern. Sie gehörten zur Ausstattung der alten Dreifaltigkeitskirche. Gegenüber im Süden ist die Wand ohne Ausstattung.
Die Kirche hat innen Ziegelwände, wobei besonders ist, dass diese Ziegel nicht wie üblich gemauert sind, sondern die „gelochte“ Seite zeigen, also „hochkant“ gemauert sind.
Die jeweils 14 Bankreihen links und rechts des Mittelschiffs sind auf Betonträgern gelagerte Bänke mit Sitzflächen und Rückenlehnen aus hellem Holz. Der gesamte Boden der Kirche ist mit Schieferplatten ausgestattet.
Geht man auf die Chorwand der Kirche mit dem Altar und der Kanzel zu, öffnet sich hinter dem Seitenhof auf der nördlichen Seite die Taufkapelle. Dort steht unter einem runden Oberlicht die alte Barocktaufe (Ausstattung alte Dreifaltigkeitskirche) und an der Ostwand stehen auf in der Wand eingelassenen kleinen Betonträgern barocke Figuren der vier Evangelisten, je zwei mit einer größeren Jesusfigur in der Mitte (ehemals an Kanzel der alten Dreifaltigkeitskirche angebracht).
Eine Tür von der Taufkapelle Richtung Norden führt in einen Flur, von dem aus der Seitenhof Nord zugänglich ist, der Flur hat zudem eine Außentür (Notausgang) zum Parkplatz. Dieser Seiteneingang ist der einzig barrierefreie Zugang zur Kirche. Eine dritte Tür (gegenüber der zum Seitenhof) führt zur Sakristei.
Die Chorwand ist ausgestattet mit zwei barocken Engeln links oben (einer trägt ein Kreuz, der andere eine Säule), die ebenfalls zur Ausstattung des Vorgängerbaus gehörten. Über dem mittig stehenden Altar ist ein gleichschenkeliges Kreuz mit einem Christuskorpus angebracht. Das Kreuz selbst ist ein Werk der Künstlerin Barbara Haeger, der Christuskorpus ist die Replik eines Fundes, der bei den archäologischen Bodenuntersuchungen 1949 oder Anfang der 60er Jahre gemacht wurde.
Auf der rechten Seite des Altars ist ein weiteres Kruzifix aus Holz mit einem Christuskorpus angebracht. Dieses ist in Barockoptik gestaltet, das Kreuz ist goldfarben, der Korpus in Weiß und Gold angemalt. Die Christusfigur von Max Uecker wurde der Kirchengemeinde von einer Partnergemeinde aus der damaligen DDR geschenkt und gehörte zur Ausstattung der Dreifaltigkeitskapelle in der Hölertwiete 9, die nach 1963 in Christuskirche umbenannt wurde. Diese wurde im Zuge des S-Bahnbaus und des Baus des „Haus der Kirche“, heute Hölertwiete 5, abgerissen. Die Osterkerze stand auf einer (ehemaligen) Säule aus der alten Dreifaltigkeitskirche, die zu einem Kerzenständer umfunktioniert wurde, im Altarraum. Im Norden und Süden ist die Ziegelwand im Chor- oder Altarraum mit kleinen Fensterluken ausgestattet, jeweils über die ganze Wand verteilt.
Die Kanzel ist ein Betonkubus, der sich nach oben und hinten öffnet. Er steht auf der linken nördlichen Seite des Altars. Der Altar, mittig an der Chorwand aufgestellt, ist ein wuchtiger Betonblock, der auf acht schmalen Vierkantrohren aus Metall ruht.
Auf der rechten Seite vom Chor öffnet sich gegenüber der Taufkapelle unterhalb der Orgelnische eine weitere Seitenkapelle. Von dort führt eine Wendeltreppe aus geschwärztem Eisen zur Orgel und eine rückwärtige Tür im Erdgeschoss führt zu einem Abstellraum. Neben dieser Tür ist ein weiteres viertes barockes Epitaph (Anfang 18. Jahrhundert) auf Augenhöhe gehängt, das an einen Oberhauptmann der Celler Herzöge erinnert. Dieses Epitaph ist im Gegensatz zu den anderen drei ohne bildliche Darstellung des Verstorbenen.
Auf Höhe der Orgelnische befindet sich ein Betonrelief nach einem Entwurf Barbara Haegers, das die singende Gemeinde symbolisiert.
Ein weiteres größeres Betonrelief der Bildhauerin Barbara Haeger schmückt die Westempore (gedacht für Besucher, ausgestattet mit Standartstühlen) oberhalb des Haupteingangs der Kirche, es reicht über die gesamte Breite der Kirche. Dargestellt ist eine „Vision“ vom Jüngsten Gericht angelehnt an die biblische Johannis-Apokalypse.
Unterhalb dieser Empore ist nicht nur der Haupteingang der Kirche. Auf der nördlichen Seite ist ein Treppenaufgang zur Westempore eingebaut, im Süden führt eine Tür in das sich anschließende Gemeindehaus. Nur von hier aus (Gemeindehaus) ist auch der südliche Seitenhof zugänglich.
Bis zum Bau der älteren, im neugotischen Baustil errichteten, St. Johanniskirche 1894 war die alte Dreifaltigkeitskirche die einzige Kirche der Stadt Harburg.
Die alte Dreifaltigkeitskirche wurde 1650-52 auf einem Grundstück (heute: Neue Straße 44) errichtet, dass der Kirchengemeinde in Harburg vom damaligen Landesherrn, Herzog Christian Ludwig zu Braunschweig-Lüneburg, geschenkt wurde.
Auf seinen Beschluss hin war die vorherige Stadtkirche, die 1597 erbaute jüngere Marienkirche, 1650 abgebrochen worden, weil das Grundstück (heute im Hafen Harburg gelegen) für den Ausbau der Festungsanlagen nach Vauban’schen Plänen, die der Herzog angeordnet hatte, benötigt wurde.
Die ältere Marienkirche, erstmals erwähnt 1406, musste wegen ungünstiger Bodenverhältnisse und aufgrund von Schäden durch Überschwemmungen abgebrochen werden, die jüngere Marienkirche wurde etwas südlich von der älteren errichtet.
Pastorin Sabine Kaiser-Reis, Oktober 2023
alle Bilder: Hermann Straßberger